Freitag, 17. Juli 2015

Trainingsauftakt

Westfalenblatt
Ohne Hund ins verflixte siebte Jahr

Szenen einer Ehe: Frank Scharpenberg und »seine« Victoria – Hankemeier ist Assistent – Dreichel-Brüder vereint

Einer der zehn Trainingskiebitze, mit braunem Vierbeiner an der Leine, ist zu Scherzen aufgelegt: »Ich habe meinen Hund mitgebracht. Wenn die Jungs gleich nicht laufen, dann...« Tierische Unterstützung benötigt Frank Scharpenberg beim Auftakt von Fußball-Westfalenligist Victoria Clarholz gestern morgen keinesfalls – und für die kommende Saison ohnehin nicht.


Der 43-Jährige hat selbst noch genügend Biss, auch wenn er am Holzhofstadion jetzt ins mit negatvem Mythos behaftete, verflixte siebte Jahr geht. Man kennt es aus der Liebe, aber auch zu genüge durch andere Fußballtrainer – prominentestes Beispiel ist Jürgen Klopp: Eben noch im Sturm, plötzlich im Abseits – und im siebten Jahr kommt das Aus. Bei der langlebigen Beziehung zwischen Scharpenberg und seiner Victoria scheint das anders zu sein.
Von Aberglaube ist gestern Morgen jedenfalls nicht die Rede. Alles verläuft routiniert unaufgeregt, eben wie in einer guten Ehe: »Was will Clarholz in dieser Liga? Nicht absteigen«, führt Scharpenberg mit selbstgestellter Frage und Antwort in die typische Gesprächsrunde vor einer Saison ein. Mit bewährten Mitteln und vor allem auch einem Gros des bewährten Personals (»Eingespielt müsste die Truppe sein«) soll das Saisonziel geschafft werden. Nur fünf Akteure haben die Victoria verlassen. Streng genommen sind es sogar nur vier, denn Christopher Hankemeier ist künftig einer von drei Co-Trainern. Scharpenberg: »Ich gehe ins siebte Jahr, da sind Abnutzungserscheinungen normal. Christopher soll für frisches Blut sorgen.« In einer guten Ehe müssen eben ab und an neue Reizpunkte gesetzt werden, für die der ehemalige A-Jugendtrainer (»Er hat die Goldene Generation der Clarholzer trainiert«) sorgen soll.
Für Tore ist dagegen ein alter Bekannter zuständig: Eugen Dreichel kehrt nach seinem Abschied im Jahr 2009 und Stationen beim SC Verl II, Delbrücker SC und SV Avenwedde nun zurück. Der 28-Jährige soll mit Zwillingsbruder Andreas das Offensivspiel ankurbeln. Er ist der Renommierteste von sechs punktuellen Verstärkungen, auf die Frank Scharpenberg setzt: »Ich traue ihnen zu, dass sie viele Einsätze haben werden.«


Neue Westfälische
Klassenerhalt bleibt das Ziel

Fussball: Westfalenligist Victoria Clarholz setzt vorwiegend auf eigene Leute

Nach dem Aufstieg in der Saison 2011/2012 hat der TSV Victoria Clarholz in der Fußball-Westfalenliga die Plätze zehn, zwölf und elf belegt. Hätte Coach Frank Scharpenberg gestern beim Auftakttraining für die Saison 2015/2016 im Holzhofstadion wieder so einen Platz angeboten bekommen, er hätte wohl sofort eingeschlagen. "Denn unsere Staffel ist wieder richtig gut", urteilte der ehemalige Zweitligaspieler.

In Angriff nimmt der TSV Victoria das neuerliche Unternehmen Klassenerhalt mit einem Aufgebot, dass Scharpenberg als "typisch für Clarholz" bezeichnet. Tatsächlich ist der für sein grundsolides Wirtschaften bekannte Verein kein Risiko eingegangen, um die sechs Abgänge zu ersetzen. Stattdessen wurde konsequent der Weg fortgesetzt, Lücken mit Spielern aus dem eigenen Nachwuchs zu stopfen. "Aber die Jungs haben alle Potenzial und werden alle ihre Einsätze kriegen", kann Scharpenberg gut damit leben, dass von den Neuzugängen lediglich Eugen Dreichel, der vom Landesligisten SV Avenwedde gekommen ist, Erfahrung mitbringt.

Um den jungen Spielern den Übergang zu erleichtern, ist der als Spieler ausgeschiedene Christoph Hankemeier in das Trainerteam der 1. Mannschaft eingerückt. "Er hat die Jungens in der Jugend trainiert und kennt sie am besten", erklärt der Chefcoach die Maßnahme.

Scharpenberg ("Ich bin hier jetzt im siebten Jahr, da nutzt sich einiges ab") macht indes kein Hehl daraus, dass er nicht nur von Hankemeier, sondern auch von Manuel Grimm, Tobias Feldmann und Frank Toppmöller, den anderen Co-Trainern, Ideen und frischen Wind in den fünf Trainingswochen bis zum Serienstart erwartet. Losgehen würde es jetzt erst einmal mit einer Bestandsaufnahme. "Ich muss schauen,, wo sind die Jungs im athletischen und wo im taktischen Bereich, daran wird dann alles weitere ausgerichtet", erklärt Scharpenberg. 


 Die Glocke
Das Ziel? „Nicht absteigen natürlich!“
Für Frank Scharpenberg und sein Team ist es bereits die vierte Vorbereitung auf eine Saison in der Fußball-Westfalenliga. Kommt da schon so etwas wie Routine auf? Mitnichten! Für den Club von der Holzhofstraße ist diese Spielklasse immer noch etwas Besonderes. Und so bleibt Scharpenberg demütig. Im Rahmen des Trainingsauftaktes am Sonntag sprach der Trainer von Victoria Clarholz über . . .
. . . das Saisonziel: „Was will Clarholz wohl in dieser Liga? Nicht absteigen natürlich.“
. . . das Niveau dieser Liga: „Die Aufsteiger vom SV Rödinghausen II und SV Spexard sind schon ziemlich stark. Die beiden Hasseler Vereine, die durch die Umgruppierung dazugestoßen sind, kann man schlecht einschätzen, aber insgesamt ist das wieder eine sehr ordentliche Staffel.“
. . . seine sechs Neuzugänge: „Ich traue allen zu, dass sie viele Einsatzzeiten bekommen. Bis auf Eugen Dreichel kommen alle Spieler aus unterklassigen Ligen. Deshalb müssen wir zunächst zusehen, dass sie sich an das Tempo und die Robustheit in dieser Liga gewöhnen. Aber als Typen passen sie auf jeden Fall in diese Mannschaft – die Neuzugänge sind typisch Clarholz eben.“
. . . seinen Plan für die fünfwöchige Vorbereitung: „In der ersten Woche mache ich erst einmal eine Bestandsaufnahme: Wie fit sind die Jungs, wie weit sind sie individualtaktisch? Danach richtet sich, wie wir die kommenden Wochen gestalten.“
. . . den Radio-Gütersloh-Cup in Rheda-Wiedenbrück am kommenden Sonntag, 19. Juli, an dem die Victoria wieder teilnimmt: „Wir werden im Training auf dieses Turnier keine Rücksicht nehmen. Aber wir spielen da unter anderem gegen den SV Spexard, den wir dann ja auch in der Liga wiedersehen werden.“
 . . . die Tatsache, dass es durch den Aufstieg des SV Spexard wieder einen zweiten Club aus dem Kreis in der Westfalenliga gibt: „Das ist super. Mir wäre es sogar lieb gewesen, wenn RW Mastholte auch noch dazugekommen wäre. Zum einen gibt es so wieder ein Derby. Zum anderen ist es für mich so auch einfacher, Gegner zu beobachten.“

 . . . seinen neuen Co-Trainer Christopher Hankemeier, der in der vergangenen Saison noch Spieler war: „Ich gehe jetzt ins siebte Jahr, da sind gewisse Abnutzungserscheinungen ganz normal. Er soll frischen Wind reinbringen, bekommt aber auch Schwerpunkte im Training. Er hat außerdem die goldene Clarholzer Generation mitgeprägt und soll zum Bindeglied zwischen Senioren und Junioren werden.“

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